Bayerisch, bis da Boandlkramer kimmt

15. August 2017
Die Kabarettisten „Da Huawa, da Meier und I“ nahmen in Lam alles auf die Schippe, was ihnen beim FFW-Fest so unterkam.

.„Wir nehmen uns heut nur für Euch Zeit“, eröffnete „da Huawa“ alias Christian Maier die Wortklauberei zu ihrem abendfüllenden Programm „Zeit is a Matz“ am Dienstag, dem Schlusspunkt des glanzvollen Feuerwehr-Jubiläums. Zufriedene Gesichter gab es seitens der Veranstalter, der Liederbühne Robinson, und bei den Floriansjüngern, die auch am fünften Tag ein rappelvolles Zelt hatten.

„Soll` s vogeh, bleibt`s steh. Waas grad schej, vogeht`s z`schnell“. So das Fazit, das wohl jedermann nachfühlen konnte. Die Profis näherten sich dem Thema in gewohnt humorvoll-hintersinniger Art und Weise, hinterfragten so manche Gewohnheiten, erzählten Geschichten aus dem Alltag, die den Zeitgeist der Gesellschaft widerspiegeln. „Da Huawa, da Meier und I“ mischten auch musikalisch alles mit jedem: die bayerische Volksmusik mit Musikrichtungen aus aller Welt. Die drei Vollblutmusiker behielten natürlich das schöne Bayernland im Blick und sangen ein Loblied aufs bayrische Gemüt, das es auszuleben gilt - solange, bis der Boandlkramer vor der Tür steht, „der koa Bargeld nimmt.“

Die Ortsangabe „Hint in da Lam“ irritierte Christian Maier, wie er zugab. „Da ist so ein Unterton dabei! Dabei seid ihr ganz normale Leut“, musste er lachend feststellen. Bis auf sprachliche Feinheiten sind sich ja Niederbayern und Oberpfälzer durchaus ähnlich. Über die geographisch höchste Gemeinsamkeit runzeln dennoch viele die Stirn. Dabei ist es so einfach: Der Große Arber. „Bei euch laafts Bier so langsam, weil`s vom Spät(h)-Bräu kimmt“, fiel Matthias Meier auf. „Die Zeit erscheint oft schwammig, ähnlich wie der Begriff Matz, der positiv und negativ besetzt ist“, erklärte Christian Maier das Motto. Die Vollblutmusiker gebrauchten den Ausdruck „Matz“ vorwiegend als Kompliment. Die Anzahl der hinzugefügten Adjektive bleibe jedem selber überlassen.

„I hab a schojne Kindheit gehabt“, beschrieb da „Huawa“ das weitgehend unbeaufsichtigte Aufwachsen („Wir haben zum Spielen etc. noch die Füße hergenommen“). Den Kindern sei mehr Verantwortung übertragen worden. Die Erziehungsberechtigten waren keine Helikopter-Eltern, die alles regelten. „Ich war nicht so abgelenkt, hatte hin und wieder Langeweile, wodurch auch Blödsinn entstand. Das fördert wiederum die Kreativität und de Erfahrungsschatz“, gab Christian Maier seine Kindheitserinnerungen preis. Heutzutage nennt man das nicht selten Trauma. Ein gelegentliches Limo wurde aus alten ausgewaschenen Senfgläsern genossen. „Die richtige Freiheit auf zwei Rädern hatte ich zum 8. Geburtstag geschenkt bekommen - ein Bonanzarad“, erinnerte sich der Dreigesang im Song „I war der Nachtschneckenkiller mitm Bonanzaral“.

Heute gebe es Typen, die mit dem Rennradl und Neonkleidung auf der Hauptstraße bleiben statt auf den Radlweg zu wechseln oder den Abfall ihres Fast-Food-Essens in den Straßengraben werfen.

All jenen widmete das Trio „des boarische Gfühl“, das sie im Affenoutfit von sich gaben. „Mare, tu Zumba tanzn. Weil die Seele erhitzt, wenn die Leggins gut sitzt“, wechselten die Vollblutmusiker das Thema Richtung Sport. „Sport ist Mord und Breitensport ist Massenmord“, empfand es Siegi Mühlbauer. Zumba liege im Trend. Ganz neu sei Bieryoga – der Kunst, mit einem Bierglas auf den Kopf Balance zu halten.

Hundertmal am Tag sagt ziemlich jeder „er müsse dies und das“ und hetze dann die ganze Liste ab. „Ein Tipp in eigener Sache: Nehmt euch mehr Zeit, seid egoistisch. Für euch, für eure Freunde und Familien. Genießt euer Leben – de Zeit ist eine Matz“, verabschiedete sich Christian Meier, der wegen des nicht abreißenden Beifalls als „Boandlkramer“ zurückkehrte, um sich mit Kerschgeist für eine Zugabe bestechen zu lassen.